Doppelasteroid Antiope: Zwei Schutthaufen im All

Der Doppelasteroid Antiope besteht aus zwei locker gepackten, eiförmigen Himmelskörpern, die sich in einer gebundenen Rotation umkreisen. Die "kosmischen Schutthaufen" wenden sich also stets die gleiche Seite zu.

Berkeley (USA) - Das zeigen mehrjährige Beobachtungen, an denen neben professionellen Astronomen mit großen Teleskopen auch Hobby-Sternforscher mit kleineren Fernrohren beteiligt waren. Das Team berichtet in der aktuellen Ausgabe des Fachblatts "Icarus" über die Ergebnisse des gemeinsamen Projekts.

"Es ist das erste Mal, dass ich an einer Veröffentlichung in einem Fachjournal beteiligt bin", freut sich der 75-jährige Amateurastronom Peter Dunckel aus Kalifornien, "es ist unglaublich aufregend, das meine Beobachtungen mit einem 7-Zoll-Teleskop Seite an Seite mit den Messungen an einem 8-Meter-Teleskop stehen." An den Beobachtungen waren Amateure und Wissenschaftler aus aller Welt beteiligt, unter anderem wurden auch Messungen am acht Meter großen Very Large Telescope der Europäischen Südsternwarte ESO in Chile und am zehn Meter großen Keck-Teleskop auf Hawaii durchgeführt.

"Amateurastronomen können eine wichtige Rolle bei professionellen Forschungsprojekten spielen", erläutert Franck Marchis von der University of California, der das Vorhaben leitete, "die geringe Größe ihrer Fernrohre machen sie durch die große Zahl ihrer Beobachtungen wett." Denn während die Beobachtungszeit an großen Sternwarten den Forschern nur häppchenweise zugeteilt wird, können die Amateure, gutes Wetter vorausgesetzt, jederzeit beobachten.

Und das war eine wichtige Voraussetzung bei der Untersuchung von Antiope. Der Doppelasteroid besteht aus zwei 86 Kilometer großen Objekten, die sich in einem Abstand von 171 Kilometern umkreisen. Dabei zieht von der Erde aus gesehen immer wieder ein Himmelskörper vor dem anderen vorüber. Außerdem fällt zeitweise auch der Schatten des einen auf den anderen Asteroiden. Dies gibt den Astronomen die Möglichkeit, aus den Schwankungen der Gesamthelligkeit von Antiope -- auch ohne beide Himmelskörper getrennt beobachten zu können -- die genaue Größe und Form der beiden Objekte zu bestimmen.

Es zeigte sich, dass die beiden Asteroiden nicht kugelförmig, sondern leicht deformiert sind. "Durch die gegenseitige Anziehung haben beide Komponenten eine Form angenommen, die etwa einem Roche-Ellipsoiden entspricht", so Marchis, "das ist eine Gleichgewichtsform, die ein aus einer Flüssigkeit bestehender Körper einnehmen würde. Das deutet darauf hin, dass der innere Zusammenhalt der Körper gering ist: Es handelt sich um locker gepackte Schutthaufen." Aus den Daten ergibt sich tatsächlich eine Dichte von nur 1,25 Gramm pro Kubikzentimeter -- nur wenig mehr als die Dichte von Wasser (1 Gramm pro Kubikzentimeter). Danach können die Asteroiden nur zu 70 Prozent aus Gestein bestehen, der Rest ist leerer Raum.

Quelle: https://www.weltderphysik.de/gebiet/universum/nachrichten/2007/doppelasteroid-antiope-zwei-schutthaufen-im-all/