Astronomen entdecken rätselhaften Radio-Blitz

Auf einen extrem kurzen, aber enorm energiereichen Ausbruch von Radiostrahlung ist ein amerikanisches Forscherteam bei der Durchforstung von Archivdaten gestoßen. Die Quelle der mysteriösen Strahlung ist vermutlich drei Milliarden Lichtjahre von der Erde entfernt.

kollidierende Neutronensterne

kollidierende Neutronensterne

Morgantown (USA) - Der Strahlungsausbruch könnte durch den Zusammenstoß zweier Neutronensterne, das Verdampfen eines Schwarzen Lochs oder ein bislang unbekanntes Phänomen verursacht sein, schreiben die Astronomen in der Online-Ausgabe des Fachblatts "Science".

"So etwas haben wir noch nie gesehen, es kam für uns völlig unerwartet", sagt Duncan Lorimer von der West Virginia University in Morgantown, der Leiter des Team. "Aber wenn wir erst einmal gezielt nach solchen Ereignissen suchen, dann finden wir vielleicht hunderte davon an jedem Tag. Das könnte ein völlig neues Forschungsfeld eröffnen."

Lorimer und seine Kollegen haben alte Radiobeobachtungen des australischen Parkes-Radioteleskops neu ausgewertet. Insgesamt 480 Stunden lang hatten die Astronomen 2001 im Bereich der Magellanschen Wolken nach Pulsaren gesucht, nach rotierenden Neutronensternen also, die periodisch Radiopulse aussenden. "Wir haben nun in den Daten nach Pulsen gesucht, die nicht periodisch auftreten", so Lorimer. Dabei stießen sie auf den nur fünf Millisekunden dauernden Radiopuls, dessen Energie dem Strahlungsausstoß der Sonne über einen ganzen Monat entspricht -- den stärksten und kürzesten Radioausbruch, der jemals entdeckt wurde.

Lorimer und seine Kollegen sind sich sicher, dass die Quelle des Ausbruchs nichts mit den Magellanschen Wolken zu tun hat, sondern in weit größeren Entfernungen zu finden ist. Denn der Puls war verschmiert: Die Radiostrahlung mit hohen Frequenzen traf zuerst ein, erst etwas später folgte die Strahlung mit niedrigen Frequenzen. Diese so genannte Dispersion entsteht, wenn die Strahlung das ionisierte Gas zwischen den Galaxien durchquert. Aus der Stärke der Dispersion schließen die Wissenschaftler auf eine Entfernung der Radioquelle von etwa drei Milliarden Lichtjahren. Wenn sich Lorimers Vermutung bestätigt und es viele derartige Ausbrüche gibt und sich die Quelle diese Ereignisse entlarven lässt, dann hätten die Astronomen damit auch eine neue Methode zur genaueren Bestimmung von Entfernungen im Universum zur Verfügung.

Quelle: https://www.weltderphysik.de/gebiet/universum/nachrichten/2007/astronomen-entdecken-raetselhaften-radio-blitz/