Warp-Antrieb: Gefahr für Zivilisation am Reiseziel

Rainer Kayser

Krümmung des Raumes bei Warp-Antrieb

Sydney (Australien) – Weltraumreisende mit Überlichtgeschwindigkeit wären am Zielort möglicherweise alles andere als willkommen: Ein abbremsendes Raumschiff würde seine Umgebung mit einem vernichtenden Schauer hochenergetischer Strahlung und Teilchen überschütten. Das zeigt eine theoretische Untersuchung des sogenannten Alcubierre-Warp-Antriebs. Die Reisenden selbst wären durch die Strahlung nicht in Gefahr, so die Wissenschaftler im Fachblatt ”Physical Review D“.

Zweidimensionales grünes Raster als Darstellung des Raumes, durch dass sich ein Raumschiff bewegt. Direkt vor dem Raumschiff sind die Quadrate des Rasters zusammengedrückt, dahinter sind sie auseinander gezogen.

Alcubierre-Warp-Antrieb

„Wer immer am Ziel der Reise lebt, die Gammastrahlung und die hochenergetischen Teilchen würden diese Leute ins Jenseits befördern“, fassen Brendan McMonigal, Geraint F. Lewis und Philip O'Byrne von der University of Sydney in Australien das Ergebnis ihrer Studie zusammen. Die drei Astrophysiker haben untersucht, wie sich der Warp-Antrieb auf Strahlung und Teilchen auswirkt, die sich entlang der Route eines Raumschiffs im Weltall befinden. Die Forscher hatten ursprünglich vermutet, dass Strahlung und Teilchen eine Gefahr für die Insassen des Raumschiffs sein könnten. „Doch wir fanden heraus, dass die Teilchen, die in die Raumblase eindringen, welche das Raumschiff umgibt, keine signifikante Gefahr für die Reisenden darstellen“, so Lewis.

Gemäß der Relativitätstheorie Einsteins ist die Lichtgeschwindigkeit die Obergrenze für Reisen durch das Weltall. Das von dem mexikanischen Physiker Miguel Alcubierre entwickelte Konzept eines Warp-Antriebs versucht dieses Limit zu umgehen, indem nicht das Raumschiff sich bewegt, sondern der Raum um das Raumschiff herum verformt wird: Vor dem Raumschiff wird er gestaucht, hinter dem Raumschiff gestreckt. Theoretisch möglich, stößt diese Idee allerdings auf zahlreiche praktische Probleme. So ist eine exotische Materieform mit negativer Energie nötig, um den Raum zu deformieren – und bislang gibt es keine Anzeichen dafür, dass solche Materie überhaupt existiert.

Die Arbeit von McMonigal, Lewis und O'Byrne zeigt nun ein weiteres Problem des Warp-Antriebs. In dem gestauchten Raum vor dem Raumschiff sammeln sich während der Reise Strahlung und Teilchen an. Bei der Abbremsung am Zielort entlädt sich das eingesammelte Material mit hoher Energie. Allerdings wissen die Forscher noch nicht, in welcher Form: ob gleichmäßig in alle Richtungen oder als hochgradig gebündelter Strahl. So bleibt noch die Hoffnung, dass sich die vernichtende Strahlung in eine unbewohnte Region des Alls ablenken lässt.

Quelle: https://www.weltderphysik.de/gebiet/universum/nachrichten/2012/warp-antrieb-gefahr-fuer-zivilisation-am-reiseziel/