Neue Art von Himmelsobjekt im Sternbild Bootes?

Vor zweieinhalb Jahren leuchtete im Sternbild Ochsentreiber (Bootes) für rund 200 Tage ein neuer Stern auf - es bleibt unbekannt, worum es sich dabei handelte

Weltraumteleskop Hubble

Weltraumteleskop Hubble

Berkeley (USA) - Ein rätselhaftes Himmelsobjekt, das keinem bislang bekannten Gestirn ähnelt, entdeckten Forscher eines internationalen Teams im Bereich eines 8,2 Milliarden Lichtjahre entfernten Galaxienhaufens im Sternbild Ochsentreiber Bootes. Das Objekt tauchte am 21. Februar 2006 auf, wurde im Verlauf von rund hundert Tagen um das 120-fache heller, und verschwand dann innerhalb eines ähnlich langen Zeitraums wieder.

Eigentlich waren die Astronomen um Kyle Barbary von der University of California in Berkeley mit dem Weltraumteleskop Hubble auf der Suche nach explodierenden Sterne, nach Supernovae in fernen Galaxienhaufen. Doch was sie vor zweieinhalb Jahren in Richtung des Galaxienhaufens Cl1432.5+3332.8 entdeckten, war eindeutig keine Supernova. "Die Lichtkurve ist auch nicht in Übereinstimmung mit einem Gravitationslinsen-Ereignis", schreiben die Astronomen in ihrem demnächst im Fachblatt "Astrophysical Journal" erscheinenden Aufsatz über das geheimnisvolle Objekt. Bei solchen Ereignissen wird die Helligkeit eines fernen Gestirns durch die Schwerkraft eines Objekts im Vordergrund kurzzeitig erhöht.

Es gelang Barbary und seinen Kollegen, mehrere Spektren des neuen Gestirns aufzunehmen - doch damit wurde das Rätsel nur noch größer. "Das Spektrum ist nicht nur inkonsistent mit einem Supernova-Spektrum, es ähnelt nichts, was wir in unseren Katalogen haben." Die Forscher kommen daher zu dem Schluss, dass es sich um ein neuartiges Objekt bislang unbekannter Art handeln müsse.

Nicht einmal über die Entfernung des Objekts herrscht Klarheit. Denn dass es im Bereich des Galaxienhaufens Cl1432.5+3332.8 gestanden hat, bedeutet nicht, dass es auch physikalisch zu ihm gehört haben muss. Den Astronomen gelang es nicht, eine Galaxie ausfindig zu machen, in dem das Gestirn sich befunden haben könnte. Da sich keine Bewegung des Objekts am Himmel feststellen ließ, muss es weiter als etwa 130 Lichtjahre entfernt sein, meinen Barbary und Kollegen. Andererseits lässt sich aus dem Spektrum ablesen, dass es nicht weiter als 11 Milliarden Lichtjahre entfernt gewesen sein kann. Zwischen 130 und 11 Milliarden Lichtjahren also - irgendwo zwischen uns und dem Rand des sichtbaren Universums.

Quelle: https://www.weltderphysik.de/gebiet/universum/nachrichten/2008/neue-art-von-himmelsobjekt-im-sternbild-bootes/