Historischer Vulkanausbruch gewaltiger als gedacht

Anne-Dorette Ziems

Links das Mittelmeehr und rechts die ziemlich steile Caldera-Wand. Unten am Meer sind weiße Gebäude. Ein Pfad führt den Berg hoch, wo ebenfalls weiße Gebäude stehen. Im Hintergrund sind noch mehr Teile der Inselgruppe zu sehen

Jonas Preine

Seit 1950 ist der Kameni-Vulkan auf der griechischen Inselgruppe Santorin inaktiv. Doch das heißt nicht, dass er nie wieder ausbrechen kann. Um einen Ausbruch möglichst frühzeitig zu erkennen, hat eine Forschungsgruppe im Sediment des Vulkans nach Spuren vergangener Aktivität Ausschau gehalten. Wie sie im Fachmagazin „Nature Geoscience“ berichten, gab es einen gewaltigen historischen Ausbruch, der bisher nicht als solcher erkannt worden ist.

Die Inselgruppe von oben. Sie besteht aus einem Halbkreis-förmigen Teil rechts und einer kleineren Insel links. In der Mitte des sich so bildenden Caldera-Ovals liegt der Vulkankrater.

Inselgruppe Santorin

Bei den verheerendsten Vulkanausbrüchen kann eine kesselartige Gebirgsstruktur entstehen: eine Caldera. Von außen erinnert sie an einen Vulkankrater, ist aber deutlich größer – als Vulkankrater wird lediglich der Punkt bezeichnet, an dem Magma aus dem Vulkan austritt. Selbst nach dem Ausbruch, bei dem sie entstanden ist, bleibt eine Caldera gefährlich für Bevölkerung und Infrastruktur. Denn die Caldera ist selbst aktiv – in einem Zyklus mit verschiedenen Phasen kleinerer und größerer Ausbrüche. Deswegen wollen Forschende genau herausfinden, welchem Ablauf ein Calderazyklus folgt und zu welchem Zeitpunkt das Magma unter einer Caldera reaktiviert wird und neue Vulkanausbrüche drohen.

Calderen sind relativ selten: In Europa gibt es etwa ein Dutzend davon. Eine liegt am inneren Rand der griechischen Inselgruppe Santorin. Diese Caldera hat sich um das Jahr 1600 vor Christus geformt; der Vulkan, der damals ausgebrochen ist, wurde dabei zerstört. Später hat sich im Zentrum der Caldera ein neuer Vulkan gebildet, der Kameni-Vulkan.

Starker Ausbruch in vermeintlich ruhiger Phase

Das Team um Jonas Preine vom Institut für Geophysik der Universität Hamburg hat nun den Kameni-Vulkan genauer erforscht. Dabei stützten sie sich nicht wie andere Gruppen vor ihnen auf Ablagerungen an Land und historische Aufzeichnungen, sondern konzentrierten sich auf Unterwasseruntersuchungen. Von vier verschiedenen Bohrstellen sammelten sie Sedimentproben. In Kombination mit seismischen Daten stellte das Team fest: Um das Jahr 726 gab es einen Vulkanausbruch, der gewaltiger war als bisher angenommen – und das in einer Zeit, die Forschende eigentlich für eine ruhige Phase im Calderazyklus gehalten hatten.

Für Preine und sein Team besonders bemerkenswert ist die Tatsache, dass Santorin eine der am besten erforschten Gegenden mit Meeresvulkanen weltweit ist und das Ausmaß dieses historischen Vulkanausbruchs bisher trotzdem unentdeckt blieb. Gleichzeitig werfen die Ergebnisse die Frage auf, ob auch andere Calderen ähnlich unerwartet aktiv waren – und es wieder werden könnten.

Quelle: https://www.weltderphysik.de/gebiet/erde/nachrichten/2024/vulkanismus-caldera-santorin-gewaltiger-vulkanausbruch/